Die württembergische Südfeste Honberg |
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Die Entstehung der Landschaft der Schwäbischen Alb ist im Prinzip ein Akt der Zerstörung, der allmählichen Abtragung des Schichtengebäudes des Weißjura durch das Wasser. Weißjura oder Malm ist eine 400 - 600 m mächtige Schichtenfolge, die aus sehr reinen Kalksteinen, wechselnd mit Kalkmergelsteinen aufgebaut ist. Diese wurden vor 140 bis 160 Millionen Jahren im warmen, flachen Jurameeer abgelagert, welches klimatisch und als Biotop etwa mit dem Persischen Golf von heute zu vergleichen ist. Die tonarmen Kalksteine entstanden teils aus chemisch (etwa durch Eindiffusion von CO2) ausgefälltem Kalkschlamm, teils aus zoogenem Material. Zeitweise wurden von den Festländern im Norden anorganische Schwebstoffe wie Tone und Schluffe in größeren Mengen angeschwemmt, was zur Ablagerung von Kalkmergeln führte. Der periodische Wechsel zwischen Kalkmergel und Kalkstein ermöglicht eine Gliederung des Weißjura, wobei zur Bezeichnung der Schichtenfolge das griechische Alphabet herangezogen wird. Die Stadt Tuttlingen liegt wie in einer Schale in den wohlgeschichteten Kalken des Weißjura b, der auch die Sockel der umliegenden Berge bildet. Diese geologische Formation ist unter anderem auch für das auffälligste geologische Phänomen der Umgebung Tuttlingens verantwortlich, der Donauversinkung. Das Wasser der Donau versinkt an mehreren Stellen zwischen Immendingen und Fridingen in den Ritzen dieser wohlgeschichteten Kalke die die größte Unterwasserhöhle der Welt bilden, um nach einem unterirdischen Weg von 12 km in der Aachquelle, der größten Quelle Deutschlands, wieder zu Tage zu treten. Die auf den Weißjura b folgenden mittleren Weißjuramergel oder Kimmeridge-Mergel (Weißjura gamma) bilden im wesentlichen das Profil des Honbergs, der als Umlaufberg der Donau aus dem Juragestein modelliert wurde. Abbildung: Das altpliozäne Flußsystem Die große Zeit der Donau war das Altpliozän (vor etwa 3 - 5 Millionen Jahren). Damals war ihr außer dem Alpenrhein auch noch die Aare mit ihren Nebenflüssen tributär. Das bedeutete, daß die Aare-Donau als wasserreicher Strom die Weißjura-Schichtstufe der schwäbischen Alb zwischen Blumberg und Sigmaringen durchquerte, mit breiter Talung nur wenig eingeschnitten und zahllose Mäander bildend. Eine der Hinterlassenschaften der pliozänen Aare-Donau ist auch die hochgelegene, weitausladende Talschlinge um den Honberg, die heute völlig trocken ist. Der Verfall des großen danubischen Flußregimes setzt noch im Tertiär, im Jungpliozän ein. Die Aare-Donau wird vom Rhone-System angezapft und zunächst durch die Burgundische Pforte zum Mittelmeer gelenkt. Der Rhein, der zu dieser Zeit noch am Kaiserstuhl entspringt, wird bald darauf die Aare an sich ziehen, der Beginn des Kampfes um die europäische Hauptwasserscheide zwischen dem jungen Rhein und der alten Donau. Durch Erosion hat das tiefer liegende Rheinsystem der Donau Nebenfluß um Nebenfluß abgenommen, verkürzt, verstümmelt. Die nach dem Verlust der Aare gebildete, sogenannte Feldberg-Donau, die auch die Talschlinge des Honbergs abgeschnitten hat, ging nach der Würmeiszeit auch an den Rhein verloren. Daß die Donau auch heute noch ein von oben her absterbender Fluß ist, zeigt sich eindrucksvoll an der Donauversinkung. Auch unter dem Honberg befindet sich ein ausgedehntes Versinkungssystem in den Spalten des Weißjura b, das durch einen Dolineneinsturz aufgefunden wurde. Ein zeitgenössischer Bericht schildert es so: Im Jahre 1711 öffnete sich im Spätling vor dem oberen Thor, in Johann Jakob Riesens, Engel-Würths Acker, ohnfern dem Hohnberg, worauf vor dem 30jährigen Krieg noch, wie die Rudera bezeugen, ein Schloß gestanden, gelegen, die Erde etwann Manns tieff in ziemlicher Breite; Folgenden Jahres führte der Engel-Würth 20 Wägen Stein ins Loch, füllete es aus und zog den Boden wieder eben, allein es hielte nicht, sondern die Steine sancken alle in die Tieffe, und das Loch wurde nach und nach tieffer und breiter. Weilen man sich nun einbildete, man höre in der Tieffe ein Wasser rauschen, so wagten sich anno 1713 drey Männer hinunter, zu erfahren, was in der Tieffe wäre. Sie mußten aber bald durch ein enges Loch zwischen zwei Steinen hindurch schlupffen: da es immer weiter, aber auch gäher und tieffer wurde, daß sie sich immer halten müssen; Zuletzt kamen sie in einen gantzen weiten Raum, wie in ein hohens Gewölbe, und funden ein Wasser, das aus dem Berg allenthalben heraus riselte, halb Mannes tieff, darinn gingen sie, Lichter in den Händen, eine Weile fort, fanden aber wieder lauter Berg und Erde vor sich, im Wasser aber einen Würbel oder Loch, durch welches als Armbs weit das Wasser immerfort ablieffe in eine andere Tieffe (Breuninger, 1719).
90 m über dem Donautal erhebt sich über der Stadt Tuttlingen auf einem nach Nordwesten gerichteten Bergsporn die Ruine Honberg. Auf drei Seiten freistehend, hängt die Feste nur nach rückwärts (Südosten) mit einem schmalen, niedrigen Bergrücken zusammen. Dieser Ort eignete sich besonders zum Bau einer ausgedehnten Festunganlage, die direkt über der Stadt gelegen, einen wirksamen Schutz des Donauüberganges bot. Diese im frühen Festungsbaustil erbaute Festung bezieht die gesamte Gipfelfläche des Berges in den Burgraum ein. Das Gebäude ist nicht mehr "Burg" in ihrer vielseitigen Bedeutung, sondern eindeutig "Festung" mit rein militärischer Aufgabe. Als eine der frühesten Festungen überhaupt ist die Burganlage zudem von besonderer burgen- und baugeschichtlicher Bedeutung durch die Tatsache, daß ihr einfacher und zweckmäßiger Aufbau ohne spätere Um- und Neubauten erhalten blieb. Keine der älteren Burgen besitzt diese Regelmäßigkeit, Einheitlichkeit und Übersichtlichkeit, auch keine der großen Festungen des 16. Jahrhunderts, da diese alle Umbauten älterer Burgen darstellen. Somit ist der Honberg, wenn auch nur als Ruine erhalten, ein sprechendes Zeugnis der frühen Festungsbaukunst mit einer entsprechenden Wirkung auf die nachfolgenden Festungsbauten. So sind die markanten Halbrondelle, die die Festung gegen den Bergrücken abdecken, auch in der kurz nach dem Honberg erbauten Festung Mädgeberg ein wesentlicher Bestandteil der Anlage. Tritt man auf der Südseite durch den früheren Eingang in das Gemäuer, so findet man sich in einem Vorplatz von 150 m Länge und 70 m Breite wieder. Dieser weite Platz, der als Truppensammelplatz diente, barg vermutlich auch einige Wirtschaftsgebäude. Er wird von einer Schildmauer umgeben, die auf der gegen den Bergrücken gelegenen Seite noch heute eine Höhe von bis zu 5 m aufweist und von zwei mächtigen mit Geschützschießscharten versehenen, noch 10 bis 12 m hohen Rundtürmen flankiert wird. Dort findet man auch einen künstlichen in den Felsen gehauenen Graben und einen Wall, der einst zur Verteidigung dieser am leichtesten zugänglichen Stelle angelegt wurde. Die, um die Gewalt des waagrechten Schusses auszunützen, relativ niedrig gehaltene Umfassungsmauer erhielt in gewissen Abständen Rund- und Ecktürme (sogenannte Streichwehren), die eine Längsbestreichung der Mauer durch Feuerwaffen ermöglichten. Sie sind alle als Halbrondelle nach innen geöffnet, um eine Benützung gegen die Burg selbst zu verhindern, was besonders gut auch an den beiden mächtigen südlichen Ecktürmen zu sehen ist. Der Vorplatz war von der Hauptburg abermals durch einen (heute teilweise eingeebneten) in den Felsen gehauenen Graben mit Zugbrücke getrennt. Auf der der Stadt zugewandten Seite wurde das Schloß durch ein Vorwerk mit Rondellen zusätzlich geschützt. Durch ein rundbogiges Tor betritt man das Innere des ehemaligen Schlosses. Das große rechteckige Gebäude mit drei hohen Stockwerken und ausgebautem Dachstuhl war teilweise unterkellert, das Erdgeschoß diente, wie die noch vorhandenen Schießscharten zeigen, hauptsächlich als Lager- und Stallraum sowie zu Verteidigungszwecken, das Schloß besaß in einem Stock einen großen von eichenen Säulen gestützten Saal, im anderen die Wohngemächer. Vier Rundtürme flankierten das ehemals mit hohem Satteldach und seitlichen Staffelgiebeln ausgerüstete Gebäude, das uns die Enzbergische Forstgrenzkarte von 1544 und der Merianstich von 1643 zeigen. Das ca. 28 auf 40 m große Gebäude ist vollständig aus Bruchsteinen errichtet, kein einziges mal sind Türen, Fenster oder Schießscharten mit Hausteinen verkleidet. Da sich auf dem Berg keine Quelle findet, herrschte hier oben hauptsächlich Wassernot. In Friedenszeiten waren deshalb Wasserzufuhren aus dem Tal nötig. Die Kosten für diese Wasserfuhren waren von der Herrschaft zu tragen. Um vor allem in Kriegszeiten trotzdem eine gewisse Selbstversorgung mit Wasser zu gewährleisten, erhielt der südwestliche Turm eine Zisterne, in der das Regenwasser des Daches gesammelt wurde. Nach der Zerstörung oder dem Zerfall der Festung diente die Ruine vor allem beim Bau des Hüttenwerkes Ludwigstal 1696 sowie beim Wiederaufbau der 1803 vollständig abgebrannten Stadt als Steinbruch. Im Jahre 1883 ließ der Tuttlinger Verschönerungsverein nach Plänen des Zeichenlehrers Professor Paul Cornel den am besten erhaltenen Westturm erhöhen, um ein schöneres Bild zu schaffen. In der romantisierenden Form des ausgehenden 19. Jahrhunderts wurde als Abschluß ein unter den Zeitgenossen nicht unumstrittener Zinnenkranz gewählt. So schreibt z. B. der Burgenforscher K. A. Koch 1906, der Eckturm mit Zinnenabschluß sei "mit den nachgeahmten Senkscharten ganz verfehlt und wäre besser unterblieben". Eine eiserne Leiter führte zur Plattform, bis 1933 der Turm mit einer Treppe versehen wurde. 1893 wurde auch der zweite Turm, der Haubenturm, ergänzt, das Obergeschoß aus Holzfachwerk und mit einer mit Hohlziegeln (Mönch und Nonne) gedeckten Haube als Abschluß. Die Kapsel der Wetterfahne enthält Zeitdokumente. Auf dem ehemals kahlen Berg wurde zur Verschönerung ein Wald angelegt. 1935 schrieb jedoch bereits der Tuttlinger Stadtpfarrer Rauscher: "Eines ist zu bedauern, daß der Wald im Lauf der Jahre so hochgewachsen ist, daß von ferne fast nur noch die Türme und nicht auch mehr von der übrigen umfangreichen Befestigung zu erkennen ist. Und doch wäre unsere Burg es wert, schon von weitem in ihrem ganzen Umfang gesehen zu werden, als ein Zeuge alter Zeiten, als eine Zierde der Stadt Tuttlingen". Mit den Jahren wurde die Pflege des Waldes vernachlässigt, der Honberg verwilderte zunehmend. Erst mit Gründung der Veranstaltungsreihe "Honbergsommer" wurde der Ruine wieder die ihr zustehende Beachtung zuteil. Heute spielt der Honberg als Wahrzeichen der Stadt Tuttlingen und Veranstaltungsort eine nicht mehr wegzudenkende Rolle. Geschichtliche Entwicklung der Feuerwaffen in Europa Der Honberg stellt in seiner Konzeption eine wesentliche Folge der Entwicklung der Feuerwaffen und der damit einhergehenden Veränderung der Kriegsführung dar. Er ist die erste vollständig auf diese neue Situation eingehende Festung in Württemberg. Aus diesem Grund soll im folgenden kurz auf die Entwicklung der Feuerwaffen bis zur Erbauungszeit des Honbergs eingegangen werden. Schießpulver und die ersten Feuerwaffen in Europa Die Kenntnis über das Schießpulver in seiner ältesten Zusammensetzung kam aus China über den Orient nach Europa. Bereits im 11. Jhd. waren in Süditalien arabische Alchimisten tätig, die Kenntnis über die Verwendung von Salpeter für Kältemischungen und das brennende Pulver, nicht aber über das Schießen hatten. Die Verwendung von Salpeter als Sauerstofflieferant bei der Verbrennung, die wesentliche Neuerung bei der Erfindung des Schießpulvers, stammt nachgewiesenerweise aus trockenen Regionen dieser Erde, da im relativ feuchten Klima des europäischen Kontinents Salpeter ausschließlich in gelöster und nicht in kristalliner Form vorkommt ("Nitratbelastung des Wassers"). Die Vaticana in Rom bewahrt ein Exemplar eines griechisch geschriebenen Buches eines anonymen Alchimisten mit dem Titel "Über die metallische Kunst oder über die Verwandlung der Metalle in Gold und Silber". Es stammt aus der Zeit zwischen 1300 und vor 1378. Darin wird die Wirkung des Salpeters beschrieben, es kennt den Unterschied zwischen dem "synthetischen" Mauersalpeter (halos petrae) und dem natürlich in Quellen und Erden vorkommenden Natursalpeter (halos nitron, es handelt sich in beiden Fällen nicht um das heute als Salpeter bekannte Kaliumnitrat, sondern um Calciumnitrat), es beschreibt die älteste erhaltene Vorschrift zur Herstellung von Salpetersäure (hydor ischyrón oder aqua forte) durch Destillation von Salpeter mit Alaunen und Vitriolen. Auch ein sehr salpeterreiches Rezept für Schießpulver ist in diesem Buch zu finden, das somit den sicheren Beweis für die Kenntnis des Schießpulvers und besonders des Salpeters in Italien ab oder etwas vor 1300 liefert. Diese Kenntnisse der süditalienischen Chemiker verbreiteten sich in der folgenden Zeit langsam nach Norden. Ein wesentlicher Faktor für die Wandergeschwindigkeit des Wissens der Alchimisten war vor allem die parallel verlaufende Wanderungsbewegung des neben dem Alchimisten ältesten handwerklich-chemischen Berufes, der Apotheker. Der Beruf des Apothekers wurde 1241 von Kaiser Friedrich II. nach dem Vorbild der orientalischen Apotheke durch Dekret geschaffen. Ein Schwerpunkt der Apothekerkunst war um 1300 in Norditalien. Der Apotheker war nicht nur eine wichtige Vertriebsstelle für orientalische Waren, Spezereien und sonstige Substanzen, er verarbeitete diese Waren auch zu Arzneien und Chemikalien. So gehörte u.a. auch die Herstellung und Reinigung von Salzen oder Säuren wie der bereits erwähnten Salpetersäure (hydor ischyrón) zu seinen Aufgaben. Noch im Feuerwerkbuch des Jahres 1400 wird als Bezugsquelle der wesentlichen Pulverbestandteile aufgeführt: "Das vindt man in der appentegg". Der Weg der Feuerwaffe war ein anderer als der des Salpeters und des Pulvers. Wenn auch bereits 1309 bei Kämpfen zwischen San Geminiano und Volterra die Geminianer "canones incluso pulvere" (vermutlich handelt es sich dabei um Raketen) eingesetzt haben sollen, wird 1326 in Florenz das erste Erscheinen eines Geschützes sicher belegt. Am 11. Februar schloß der Rat der Stadt mit dem Magister bombardarum (Büchsenmeister) einen Vertrag, der ihn verpflichtete, mit seinen Gehilfen "canones de metallo" sowie "pilas seu palloctas ferreas (Pfeile oder Metallkugeln)" herzustellen. Diese "canones" waren keine Kanonen im heutigen Sinne sondern einfache Pfeilwerfer. Eine 1326 in England entstandene Handschrift zeigt einen Schützen mit einem liegenden, flaschenförmig gebauchten Geschütz, den "Legebüchsen" oder "Flaschengeschützen". Eine etwa 30 cm lange Legebüchse für eine Pulverladung von 15 - 40 g aus dem Jahr 1380 wurde im Meer vor Schweden gefunden und befindet sich jetzt im Historik Museum in Stockholm. Es ist anzunehmen, daß diese Geschütze überwiegend Brandladungen verschossen, also noch keine Geschütze im modernen Sinn darstellen. Aufgrund des Fehlens von Zieleinrichtungen eigneten sie sich auch nur für große und unbewegliche Ziele in geringer Distanz. Da aber die Gebäude mittelalterlicher Städte und Burgen überwiegend Stroh- oder Schindelbedachung aufwiesen, waren Zufallstreffer mit Brandladungen nicht unwahrscheinlich und konnten so verheerende Wirkungen auslösen. Die geringe Schußfolge (etwa 6-8 Schüsse pro Stunde) sowie die vielen mitzuführenden Hilfsmaterialien (u. a. Pfeilbolzen als Projektile, Pulvermischungen, Werg und Lappen zur Abdichtung des Laufes zwischen Pulverladung und Projektil) machten die Legebüchsen für eine freie Feldschlacht unbrauchbar. Ihr Effekt konnte von Zufallstreffern abgesehen fast ausschließlich in ihrer Schreckwirkung liegen. Bei der Belagerung von Meersburg 1334 durch Ludwig den Baiern wurde eine solche Büchse das erste Mal in Deutschland aktenkundig. Gebhard Dacher, ein Konstaner Chronist beschreibt die Situation mit folgenden Worten: "Es war och allda etlicher maister, der sant uß schutz ainer buchß, die ainen schutzlichen Don vnd Klapf hette mit dem Ußgang des schutz. Also das vil menschen baiderlai geschlecht als halbtod vnd ohnmächtig fielent uff das Ertrich".Es geschah zwar kein Unheil, der Bericht zeigt aber deutlich die psychologische Wirkung einer solchen Feuerwaffe. Die nur sehr bedingte Eignung der Legebüchse für die Feldschlacht (in keiner der großen Schlachten des 14. Jhds wie z. B. bei Sempach wird eine solche erwähnt) führte zur raschen und zielstrebigen Entwicklung leichterer und in größerer Zahl herstellbarer Handfeuerwaffen, zur Stangenbüchse und zur Arkebuse. Handfeuerwaffen, die teils aus Metall, teils aus Holz bestanden, waren in China schon längere Zeit bekannt. Die älteste erhaltene ist mit 1288 datiert. Die erste sichere Erwähnung einer Handfeuerwaffe aus Deutschland datiert von 1338, dem Jahr, aus dem auch das älteste deutsche Pulverrezept erhalten ist. Diese ersten Handbüchsen wogen je nach Länge zwischen 4 und 12 kg, sie waren deshalb nur schwer freihändig abzuschießen. Die frühen Waffentypen waren in der Konstruktion identisch, gleichgültig, ob es sich um Legebüchsen oder Handbüchsen handelt: einseitig geschlossene Rohre mit Zündloch, die Kalibergröße hing nur von der Art der Geschosse ab. Während Pfeilbolzen ungefähr 4 - 5 cm Durchmesser beanspruchten, benötigten Bleikugeln und Steine etwa 2 - 3 cm. Die auf einem Holzschaft befestigten Handbüchsen (Stangenbüchsen) unterschieden sich nur in der Länge des Laufes sowie im Gewicht von den Legebüchsen. Die weitere Entwicklung der leichten Handfeuerwaffe fand gegen 1400 in der Hakenbüchse mit Holzschäftung und Luntenschloß einen vorläufigen Abschluß. Der den Rückstoß mindernde Haken am Schaft gab ihr den Namen, der auch in der Verballhornung zu "Arkebuse" noch zu erkennen ist. Im Gegensatz zu den kurzrohrigen frühen Stangenbüchsen, deren Lauflänge höchstens 6 Kugeldurchmesser entsprach, zeigen diese Hakenbüchsen Lauflängen bis zu 25 Kugeldurchmessern. Der wesentliche Vorteil der Verlängerung des Laufes liegt in einer vollständigeren Aufnahme der bei der adiabatischen Expansion freiwerdenden Energie durch das Geschoß. Trotz dieser Weiterentwicklungen war jedoch eine vollständige Abdichtung der Pulverkammer bei diesen Geschützen kaum möglich, die verwendeten Wergpfropfen oder gewachsten Tücher ließen immer undichte Stellen, was sich negativ auf die Schußwirkung auswirkte Die Entwicklung zur Steinbüchse Das Laden der einfachen zylindrischen Rohre der frühen Handfeuerwaffen und Legebüchsen erfolgte von der Mündung her. Zunächst wurde das Pulver eingefüllt, anschließend die Pulverkammer durch eine Zwischenlage aus Werg o. ä. abgedichtet. Dann folgte das Projektil. Es war jedoch schwer möglich, das Volumen der Pulverkammer so zu bemessen, daß eine die Verbrennung der Treibladung fördernde Teilbefüllung möglich war. Zusätzlich ließ die Abdichtung immer undichte Stellen. Diese Probleme wurden mit der Entwicklung der Steinbüchse umgangen. Sie besteht im Gegensatz zur Legebüchse aus zwei konstruktiv und räumlich gtrennten Teilen, der Pulverkammer mit kleinerem Durchmesser und dem Lauf, auch Rohr oder Pumhard genannt mit deutlich größerem Durchmesser. Zum Schuß lud man die Pulverkammer im hinteren Teil mit der entsprechenden Menge Pulver (1/3 bis 1/4 des Volumens), schloß diesen Teil gasdicht mit einem Klotz aus Lindenholz und befestigte dann die Kugel mit Keilen direkt an diesem Klotz. Die Zündung erfolgte durch glühende Eisenstangen, das "Loseisen". Durch die direkte Lagerung des Projektils am Klotz sowie seiner Zentrierung durch die Holzkeile wurde die Energie der Zündung weitgehend an die Kugel übertragen. Von Anfang an war die Steinbüchse eine schwere Waffe für den Festungskampf. Das Kaliber ihrer Geschosse betrug das drei- bis vierfache der alten Legebüchsen (allein die Verdoppelung des Durchmessers führt durch den in der dritten Potenz eingehenden Radius zu einer Vervielfachung des Gewichts). So entstanden auch die Riesengeschütze des 15. Jahrhunderts, mit Kalibern von 40 - 50 cm, mit Schußweiten bis zu 2500 Schritt (2000 m). Das Zentrum der frühen Steinbüchsenmeisterei lag zwischen Basel, Straßburg und Rottweil, von wo Meister dieses Handwerk ausgingen. Die Entwicklung dieser Waffe ist somit im Oberrheingebiet um 1375/76 anzusiedeln, von wo sie sich schnell verbreitete. Der Erfinder der Steinbüchse war neueren Untersuchungen zur Folge der in der Nähe von Freiburg tätige Alchimist Konstantin Anklitzen, der jedoch unter seinem Pseudonym Berchtoldus niger oder Berthold Schwarz der Nachwelt deutlich bekannter ist. Sein Beitrag zur Waffentechnik war also nicht, wie vielfach behauptet, die Erfindung des Schießpulvers, er beschäftigte sich vielmehr mit der Entwicklung einer neuen Art von Waffe, der Steinbüchse sowie der Optimierung des dazu benötigten Pulvers. Das alte Schießpulver, auch als Mehlpulver bekannt, war ein Gemisch aus Salpeter, Schwefel und Kohle, das sich aufgrund der unterschiedlichen Dichten leicht entmischte. Durch die Hygroskopizität des verwendeten Calciumnitrates verlor es auch mit der Zeit an Brennbarkeit. Die wesentliche Neuerung bestand darin, Kugeln (Kunkeln, Knollen) aus diesem Pulver zu formen, die sich dann nicht mehr entmischen konnten. Das ließ den anonymen Autor des "Fürwerckbuoches" lehren: "Das knollinpuluer zway pfunt tuond mer denn gerädes puluer (Mehlpulver) drw pfunt getuon möchten." Allein durch die Verhinderung der Entmischung ließ sich so die Effektivität des Pulvers deutlich steigern. Verschiedene Pulverrezepte, die sich vor allem im Anteil an Salpeter unterscheiden, liefern weitere Effektivitätssteigerungen. Dieses konnte jedoch nur durch systematische Untersuchungen gezeigt werden, ein wesentlicher Beitrag des Alchimisten Berthold Schwarz zur frühen Chemie und Waffentechnologie. Diese Weiterentwicklung der Geschütze zu schweren Steinbüchsen führten zu einer wesentlichen Veränderung im Kriegswesen. Waren die ersten Pulvergeschütze hauptsächlich Schreckschußwaffen, so konnten die Steinbüchsen aufgrund der Kenntnis und Ausnutzung des thermodynamischen Prinzips einer einfachen Wärmekraftmaschine deutlichen Schaden anrichten. Man war nicht mehr auf Zufallstreffer angewiesen, in einer Chronik des Jahres 1376 findet sich ein späterer Zusatz: "Nec obstant muri alidui, quantumque grossi. Quod tandem experientia compertum est in bellis quae sequuntur" (Und keinerlei Mauern können widerstehen, wie dick auch immer; was sich schließlich durch die Erfahrungen in den folgenden Kriegen bestätigt hat). Das mußte natürlich auch zu einer Veränderung im Burgen- oder Festungsbau führen; der Honberg stellt uns, dazu noch im Raum der Erfindung der Steinbüchse, eines der ersten erhaltenen reinen Festungsbauwerke dar, das ausschließlich auf der veränderten Kriegsführung durch Einführung der neuen Generation von Geschützen beruht. Die Burg auf dem Honberg stellt die einzige im 15. Jahrhundert neu erbaute Burg in Württemberg dar. Da in dieser Zeit ein Burgenneubau nicht üblich war, müssen schwerwiegende strategische Überlegungen zu ihrem Bau geführt haben. Das Gebiet zwischen der Grafschaft Württemberg, Vorderösterreich und den Eidgenossen stellte zu dieser Zeit ein hervorragendes Spannungsfeld im deutschen Südwesten dar. Für Sigmund von Tirol und die Eidgenossen war es eines ihrer üblichen Kampfgebiete, die kriegerischen Auseinandersetzungen in diesem Raum trafen nicht nur die direkten Angrenzer. Die Gegend war von wichtigen Handelsstraßen durchzogen, dadurch waren die Folgen auch in der Ferne spürbar. Das seit 1376/77 als Exklave zu Württemberg gehörende Tuttlingen war zunächst mehrfach verpfändet, zuletzt von 1434 bis 1444 an die Grafen von Zimmern. Nachdem Ludwig von Württemberg das Pfand wieder eingelöst hatte, war es zumindest unter seinem Sohn und Nachfolger Graf Eberhard V (im Bart), der im Dezember 1459 mit 14 Jahren an die Regierung kam, zu einem wesentlichen Außenposten seiner Grafschaft geworden, der eine zusätzliche Sicherung nötig machte. So wurde um das Jahr 1460 mit dem Bau der Festungsanlage auf dem Honberg begonnen. Das Schloß war mit allen hohen und niederen Gerichtsbarkeiten ausgestattet, war also in juristischer Hinsicht vollständig unabhängig von der Stadt Tuttlingen. Die Unterhaltskosten für diese Festung wurden ausschließlich von der Herrschaft getragen, es gab keine "anhängende Fron oder Dienstbarkeit" wie Bewachung, Brennholz- und Haushaltsversorgung für die Bevölkerung, was ausdrücklich im Lagerbuch von 1564 festgehalten ist. Nur Neuhausen muß eine kleine Brennstoffzahlung von 6 Pfund Heller pro Jahr leisten. Die Beholzung des Schlosses erfolgte aus dem herrschaftlichen Wald auf dem Hardt. In späteren Zeiten wurden diese Holzfuhren in Frondienst durch die Stadt Tuttlingen durchgeführt, nach der Verlegung der Obervogtei von Tuttlingen nach Balingen mußte die Stadt als Ersatz dafür jährlich 30 Gulden an die Herrschaft bezahlen. Auf der Festung war ein Burgvogt eingesetzt, der gleichzeitig das Amt des Kellers ausübte. Die übliche Entlohnung eines Burgvogtes betrug zwischen 10 und 40 Malter Getreide, 2 Eimer Wein, Heu, Stroh und die Nutzung des Burgzubehörs. Da aber in der neuen Festung kein Burgzubehör vorhanden war, erhielt der Burgvogt auf Honberg zusätzlich 20 Gulden Dienstgeld. Da die neuerbaute Festung im Gegensatz zu den alten Burganlagen auch keinen eigenen Zwing und Bann besaß, hatte der Burgvogt das Recht, sein Vieh mit den Herden der Tuttlinger Bürger auf deren "Trieb und Tratt" weiden zu lassen. Neben dem Burgvogt wurden von der Herrschaft zwei Wächter als ständige Besatzung unterhalten. Bald nach Fertigstellung der Feste zeigte sich in der sogenannten Friedinger Fehde zwischen der Herrschaft Krähen und Württemberg die Notwendigkeit des Baues zur Sicherung des südlichen württembergischen Landesteiles. Ursache der Friedinger Fehde waren verworrene Eigentumsverhältnisse in der Herrschaft Krähen. Schon 1460 hören wir von Streitigkeiten zwischen Württemberg und Hans Wilhelm von Friedingen, in deren Mittelpunkt die friedingischen Leibeigenen in Mühlhausen stehen. Mühlhausen war zwar im Eigentum der Friedinger, lag jedoch im Zwing und Bann der Grafen von Württemberg. Beide Herrschaften hatten Grundbesitz mit Leibeigenen in diesem Dorf, eine Tatsache, die Württemberg allzugern vergaß. So ließ Württemberg alle Leibeigenen huldigen, auch alle Wasserläufe und die Fischenz betrachtete Württemberg als alleiniges Eigentum. In den Jahren 1473 und 1476 flammten die Streitigkeiten wieder auf, die ihren Höhepunkt im Jahre 1479 erreichten. Am 15. Oktober wurden die württembergischen Leute in Mühlhausen auf dem Krähen gefangengesetzt, die württembergischen Häuser wurden verbrannt. Nach diesem Überfall sagten die Friedinger dem Grafen Eberhard die Fehde an. Im weiteren Verlauf schlugen sich auch Eberhard und Albrecht von Klingenberg auf dem Hohentwiel sowie Graf Jakob von Tengen, Werner von Schienen, Bilgeri von Reischach, Buppelin von Homburg, Eitelhans von Stoffeln und Kaspar von Randegg auf die Seite ihrer friedingischen Nachbarn. Württemberg entschied, den hegauischen Feinden mit Waffengewalt entgegenzutreten. Der Graf bot in Eile Truppen auf, ein kleines Heer, ein paar Mann aus jedem Amt. Am 10. November erschien die Truppe des Grafen von Tuttlingen her vor dem Hohenkrähen und schloß ihn ein. Die Beschießung der Burg wurde aufgenommen, nach 10 Tagen jedoch die Belagerung wieder aufgegeben. Zu gleichen Zeit wurde der seit 1378 zerstörte Mägdeberg neu befestigt. Am 6. Januar 1480 erscheint jedoch das österreichische Heer (Mühlhausen liegt in der vorderösterreichischen Grafschaft Nellenburg) vor dem württembergischen Mägdeberg. Angesichts der Übermacht der Belagerer mit etwa 3000 Mann zu Fuß und 400 Reitern gab die kleine württembergische Besatzung unter Zusage freien Abzugs nach Tuttlingen kampflos auf. Seit dieser Zeit, bis 1805, waren der Mägdeberg und die ehemals württembergischen Teile von Mühlhausen in habsburgischer Hand. Als der Mägdeberg verlorenging, waren Eberhards Truppen gerade erst im Aufmarsch. Württemberg hatte im November 1479 mobil gemacht und als Termin der Sammlung der Truppen auf der Festung Honberg den 25. Januar 1480 angesetzt. Zum Schutz dieses Aufmarsches war die Festung stärker besetzt, die Höhen südlich und südöstlich davon verschanzt worden. Der zusätzlich zur Festung bei Tuttlingen 1479 angelegte Landgraben, wahrscheinlich Wall und Graben, lag auf dem Gelände, wo das württembergische Gebiet an Nellenburg und Hewen grenzt, im "Tuttlingertal" unweit der Brunnenkapelle. Er wird noch in einer Grenzabsprache zwischen Österreich und Fürstenberg 1606 erwähnt, sowie in der Landtafel der Baar von 1610. Der Graben wurde von den württembergischen Amtsleuten unterstellten Bauern der Nachbarschaft ausgehoben (u. a. auch aus Mühlhausen). Nach der Sammlung standen auf württembergischer Seite gut 2000 Mann zu Fuß und 850 Reiter, darunter viele adelige Lehensleute. Von mehreren Seiten bemühte man sich um die Vermittlung unter den Streitenden. So ordnete der Kaiser am 26. Januar 1480 einen Waffenstillstand an, der von beiden Seiten angenommen wurde. Nach dem 23. Februar hatte Eberhard nur noch 100 Berittenene in Tuttlingen Obwohl der Honberg in dieser Auseinandersetzung keine Schlacht direkt erlebte, war er zur Sicherung des militärischen Hinterlandes, als Truppensammelplatz und als Möglichkeit zum Rückzug von wesentlicher Voraussetzung für das Gelingen. 1486 kann an der Festung noch einmal gearbeitet worden sein, denn der Tuttlinger Obervogt Wilhelm von Neuneck sendet dem Grafen eine (nicht mehr erhaltene) Aufzeichnung über das, was zu Tuttlingen verbaut worden ist. 1490 wurde die gesamte Kriegsausrüstung im Land für Graf Eberhard aufgelistet Dadurch ist uns aus dem Amt Tuttlingen die Ausrüstung der Stadt Tuttlingen, des Honbergs und von Karpfen erhalten. So finden wir auf dem Honberg neben 6 Armbrüsten und den dazugehörigen Pfeilen, also den klassischen Waffen, mehrere Büchsen verschiedener Länge. Die größte unter ihnen, eine Schlange von 9 Schuh Länge und 10 Zentner Gewicht, die 2 Pfund Blei schießt, wird "die Schloßfrau" genannt (2 Pfund Blei entsprechen einem Kaliber von etwa 6 cm). Auch in der Stadt Tuttlingen findet sich neben einer Karrenbüchse von 8 Schuh (etwa 1,8 m) Länge, die 18 Pfund (entsprechend Kaliber 12 cm) schießen Kann eine stattliche Anzahl an Feuerwaffen und sonstiger Kriegsausrüstung. Die gleichzeitige Präsenz "klassischer" Waffen (Armbrüste) und moderner Feuerwaffen zeigt deutlich die zu dieser Zeit stattfindende Veränderung in den Methoden der Kriegsführung. Zwanzig Jahre nach der Friedinger Fehde zeigte sich in einem der letzten der Schweizer Unabhängigkeitskriege, den die Schwaben Schweizerkrieg und die Schweizer Schwabenkrieg nennen, wieder die Bedeutung der Festung für das Vorgehen des Reiches gegen die abtrünnigen Eidgenossen. Nach der Lossagung der Eidgenossen vom heiligen römischen Reich deutscher Nation versuchten die Habsburger mehrfach, die Schweiz wieder in ihre Hausmacht einzuordnen. So kam es zur ersten großen Schlacht bei Sempach 1386, in der sie empfindlich von den Schweizern geschlagen wurden. Weitere Kriege und Auseinandersetzungen folgten. Die Schweizer wurden von den Mitgliedern des Bundes gehänselt, ein übliches Schimpfwort war "khiemeyller" (Kuhmäuler). 1499 folgte schließlich der große Schweizerkrieg. Einer der Hauptschauplätze dieses Krieges war der Hegau, die Truppen des Königs Maximilian waren zur Sicherung der Südgrenze in Hüfingen, Möhringen, Tuttlingen und Mühlheim stationiert . Diese Streitmacht wurde aus fürstenbergischen, hohenbergischen, nellenburgischen und württembergischen Truppen gebildet. In verschiedenen Kriegszügen zogen die Schweizer mit bis zu 14000 Mann nach Vorarlberg und in den Hegau bis Engen und Stokach. In der entscheidenden Schlacht im Schwaderloch bei Konstanz (11. April 1499) wurden die Habsburgischen geschlagen. Während dieser Zeit waren Tuttlingen und Honberg besetzt mit dem obersten Feldhauptmann des Bundes, Graf Wolfgang von Fürstenberg, mit 2000 Knechten. Diese waren im Februar von Engen nach Tuttlingen verlegt worden, in Engen verblieb eine Besatzung von 400 Mann. In Erwartung kriegerischer Auseinandersetzungen wurde die ohnehin starke Bewaffnung des Honbergs zusätzlich verstärkt. So wurden u. a. 10 Hakenbüchsen mit zugehöriger Munition, mehrere Zündbüchsen, 18 Zentner 14 Pfund Blei sowie Pech, Werg und Leim (zum Abdichten der Zündkammer) angeliefert. Die Besatzung des Honbergs lag abwartend, bis die anderen Truppen des Bundes zugezogen waren. Graf Wolfgang schrieb am 21. Februar an den württembergischen Herzog Ulrich: "Ich rat úwer gnad mit trúwen, die irn by ainander z_ Tutlingen des anderen z_zugs warten z_lassen, dann söllten sie úwer gnad an ainem ort ynfallen, so besorg ich, das yederman mit vorcht und schrecken beladen vor inen hinweg fliehen möcht." Am 6. Mai wurden die in Tuttlingen in den Besatzungen liegenden Knechte und Graf Wolfgang nach Bregenz abgeordnet, wohin sich die Hauptauseinandersetzungen verlagert hatten. Dort sammelte Habsburg die gesamten ihm zur Verfügung stehenden Truppen. In Tuttlingen und auf Honberg blieben nur noch 150 Mann unter Graf Heinrich von Lupfen. Der Honberg spielte aufgrund der Verlagerung des Schlachtfeldes nach Vorarlberg in den weiteren Auseinandersetzungen dieses Krieges keine wesentliche Rolle mehr. Trotz der Niederlage im Schwaderloch zog Maximilian feierlich in Konstanz ein, wo es im September zu einem Friedensschluß kam. In diesen beiden Auseinandersetzungen hatte der Honberg ausschließlich die Funktion, als starke Festung den im Hegau kämpfenden Truppen den Rücken zu decken. Direkte Kampfhandlungen um die Festung waren bislang ausgeblieben. Das sollte sich jedoch im folgenden Jahrhundert, dem Jahrhundert der geistigen Erneuerung, der Reformation und des Humanismus, ändern. Die ersten revolutionären Gedanken erfassten den ärmsten Stand der Bevölkerung, die Bauern. So kam es 1514 zum Aufstand des "Armen Konrad", der seinen Schwerpunkt zwar im Remstal hatte, jedoch auch in Tuttlingen erhebliche Auswirkungen zeigte. Die Stadt wurde von 300 aufständischen Bauern belagert. Der Obervogt setzte sich jedoch in Stuttgart für die aufständischen Bauern der Region ein, so daß der Aufstand für diese ohne größere Folgen blieb. Nach der vom schwäbischen Bund betriebenen Vertreibung und Ächtung Herzog Ulrichs im Frühjahr 1519 fiel eine Stadt um die andere in die Hände des Bundes. Trotz der Reichsacht hielt ein Großteil des Volkes zu seinem angestammten Herrscher, dessen Sache jedoch hoffnungslos war. In dieser unsicheren Zeit, in der sich württembergische Geschichte und gesamteuropäische Geschichteim südwestdeutschen Gebiet vermischten (nach dem Tod Maximilians, der auch zur Absetzung Herzog Ulrich führte, stand eine erneute Kaiserwahl an), fielen kriegische Händel leicht. So entschlossen sich am 14. April 1519 die Bürger der Reichsstadt Rottweil, ein mit den Eidgenossen verbündeter Ort, die an ihr Gebiet grenzenden Tuttlinger Amtsorte, unter anderem Tuningen, zu überfallen. Nach der Annektion der Amtsorte wagten sie einen Überfall auf Stadt und Festung Tuttlingen. Sie erschienen mit dem Schweizer Kreuz als Feldzeichen und gaben sich als Eidgenossen aus. Da jedoch der Honberg noch besetzt war und sie sich nicht auf eine bewaffnete Auseinandersetzung einlassen wollten, zogen die Rottweiler kampflos ab, um am 20. April, dem Mittwoch der Karwoche, mit mehreren Verbündeten, darunter Kaspar von Bubenhofen und Friedrich von Enzberg, und 2500 Mann wieder vor Tuttlingen zu erscheinen. Sie rechneten mit keinem Widerstand. Am Gründonnerstag erschien jedoch das Bundesheer, angeführt vom Landgrafen von Nellenburg, Hans Jakob von Landau, vom Landgrafen der Baar, Graf Heinrich von Lupfen sowie von Ritter Wolf-Dietrich von Homburg ob Stahringen, besetzte Stadt und Festung Tuttlingen und ließ sich huldigen. Die Rottweiler Truppen zogen unverrichteter Dinge wieder ab, nicht ohne den Amtsorten nochmals erheblichen Schaden zuzufügen. Die annektierten Amtsorte wurden im Juli 1522 wieder an Württemberg zurückgegeben. Tuttlingen und Honberg waren in den Händen des schwäbischen Bundes. Dieser stellte aber nur eine lockere Verbindung unabhängiger Kleinherrscher dar und war somit über den Vorschlag Habsburgs, für die gesamten Kriegslasten aufzukommen, mehr als erfreut. So wurde das Land Württemberg an Habsburg abgetreten, was die Feinde Habsburgs, darunter die Eidgenossen und Frankreich, sich auf die Seite Herzog Ulrichs schlagen ließ. Da viele Burgen nicht mehr in gutem Verteidigungszustand waren stieg die Bedeutung des Honbergs als einziger österreichischer Festung in diesem Gebiet. Österreichische Zeit (1519-34) Nach Eroberung von Stadt und Amt Tuttlingen setzte die österreichische Landesregierung Wolf-Dietrich von Homburg als Obervogt ein. Er ist der erste württembergische Obervogt, der nachweislich auf dem Honberg residierte; er nannte sich ab dieser Zeit "von Honberg". Seine Vorgänger im Amt residierten auf Schloß Hohenkarpfen, wohin die Stadt Tuttlingen auch nach Erbauung des Honberges und zu der Zeit als er Wohnsitz des Obervogtes war, Wachgeld zu zahlen hatte. Der letzte auf Honberg sitzende Burgvogt und Keller, Hans von Reischach, wurde als Verbündeter Herzog Ulrichs 1522 Burgvogt und Kommandant auf Hohentwiel. Die jetzt anbrechende Zeit der Bauernkriege war in der Umgebung Tuttlingens im wesentlichen geprägt durch die Versuche Herzog Ulrichs, sein Land wiederzuerhalten. Ab 1511 hatte Ulrich ein Öffnungsrecht auf dem Hohentwiel. 1521 übergab ihn Hans Heinrich von Klingenberg dem landesvertriebenen Herzog, der ihn 1538 endgültig für Württemberg erwarb. Diese Präsenz Ulrichs im Süden des Landes zwang die habsburgische Verwaltung, ihre Südfeste zusätzlich zu verstärken. So erließ Kaiser Karl V. aus Brüssel wiederholt Befehle, Tuttlingen und den "Haundberg" in guter Wehr und Ordnung zu halten. Die ständige Besatzung der Festung wurde auf 15 Mann erhöht, mit 1 Obervogt mit 4 Pferden, der gleichzeitig Burgvogt war, 4 Wächtern, 2 Büchsenmeistern, 9 Knechten und einer Besoldung von 532 Gulden war der Honberg nach Asperg und Hohentübingen die am stärksten belegte Feste. Die Erwähnung der Büchsenmeister legt den Schluß nahe, daß sich auf Honberg zumindest zu dieser Zeit auch eine Art 2chemisches Laboratorium" zur Herstellung und Aufbereitung des Pulvers befand. Für eine Festung dieses Ausmaßes wäre sogar eine dauernde Präsenz eines Büchsenmeisters durchaus denkbar. Während der Reformationszeit diente die Festung auch als Gefängnis. So ist bekannt, daß unter anderen Jakob Grübel, der Bruder des Schaffhauser Predigers Sebastian Grübel, in ziemlich milder Haft auf dem Honberg einsaß. Als der Aufruhr des Bauernaufstandes auch Tuttlingen zu erreichen drohte, wurde im November 1524 Ritter Rudolf von Ehingen mit 800 Mann Fußvolk und 200 Reitern in die Festung abkommandiert, derselbe der 10 Jahre zuvor im Auftrag Ulrichs dem "Armen Konrad" zu Leibe gerückt war. Ihm wurden Reisige mitgegeben, mit deren Hilfe er die Bewegungen des Landvolkes beobachten konnte. Doch nicht nur die Bauern in den Amtsorten rebellierten gegen die österreichische Herrschaft, auch Herzog Ulrich rüstete sich zur Wiedereroberung seines angestammten Herzogtums. So berichtet Wolf Dietrich von Honberg, Herzog Ulrich befinde sich in Zürich und habe allerlei Volk aus den "hinteren Orten" der Schweiz gesammelt. Der Bericht endet: "Was us dem allen wurt, kann ich nit wissen". Im Januar 1525 wurde die gesamte Tuttlinger Besatzung um weitere 250 Mann aus Hohenberg und Rottenburg erhöht. Ulrich bereitete tatsächlich einen neuen Zug zur Wiedereroberung seines Landes vor. Er versammelte im Februar 1525 in Hilzingen 6000 Mann Fußvolk und 200 Reiter und ließ grobes Geschütz vom Hohentwiel herabführen. Damit brach er in Richtung Tuttlingen auf, da jedoch Stadt und Festung gut gerüstet waren, zog Ulrich über Möhringen. Dort erhielt er von dem Hauptmann des Bundes, Jörg Truchseß von Waldburg (dem "Bauernjörg"), einen "Feindesbrief". Ulrich zog daraufhin in großem Bogen um Tuttlingen und besetzte Spaichingen, um von dort aus die Rückgewinnung seines Landes zu betreiben. Er zog über Balingen, Rosenfeld und Herrenberg nach Stuttgart. Da er jedoch keinen Sold auszahlen konnte, wurde ihm Häuflein um Häuflein vom Schwäbischen Bund abgeworben, in Stuttgart fiel ihm der Rest seiner Armee in den Rücken, sodaß er Stuttgart schnell wieder zu verlassen hatte. Nachdem er auf dem Rückzug in Rottweil Asyl gefunden hatte, kehrte er auf den Hohentwiel zurück, wo er in der Folge keine militärische Bedrohung mehr darstellte. Nach dem Zerfall des Schwäbischen Bundes aufgrund konfessioneller Gründe (1517 ging die Reformation von Wittenberg aus) gelangte Württemberg im Friedensvertrag von Kaaden zwischen Württemberg und Habsburg 1533 wieder in die Hände Ulrichs. Nachösterreichische Zeit und Schmalkaldischer Krieg Nach der Rückkehr des Herzogs wurde der von Habsburg eingesetzte Obervogt Wolf Dietrich von Honberg 1534 durch Jörg von Hewen, Freiherr zu Hochentringen, Herr zu Hohenkreuz, der das Exil in Mömpelgard mit Herzog Ulrich teilte, abgelöst. Auch er residierte auf Honberg (1534-38) und war mit 6 gerüsteten Pferden, 3 Wächtern und 3 Torwarten bestellt. Im Jahr 1536 erhielt er neben seiner ordentlichen Besoldung von 300 fl noch zusätzliche 97 fl, um 4 Wächter zu halten. 1538 wurde die Festung neu bestallt und erhielt 5 Pferde am Hof. Aus der Zeit des Obervogtes Hans Sebastian Ifflinger zu Graneck (1541-46), der als Obervogt eine Besoldung von 115 fl, also deutlich weniger als sein Vorgänger erhielt, ist in der enzbergischen Forstgrenzkarte von 1544 eine Darstellung von Stadt und Festung erhalten. Sie zeigt das Schloß mit Staffelgiebeln und hohem Satteldach, sowie den großen Truppensammelplatz mit den Rundtürmen und Streichwehren. Dieses älteste Bild der Festungsanlage entstand zwar zu einer Zeit, als sie den Höhepunkt ihrer Bedeutung längst überschritten hatte. Da aber am Honberg keine Bau- oder Ausbesserungsmaßnahmen ausgeführt wurden, ist dieses ein zuverlässiges Abbild der Festung, wie sie zu früheren Zeiten ausgesehen haben mag. Auch sind uns in der Türkensteuerliste von 1544 mit Michel Selbher, Hans Flieher, Thomas Frey und Hans Jos die vier Wächter auf dem Honberg ("Heuberg") namentlich bekannt. Während des Schmalkaldischen Krieges (1546-48) wurde der Honberg nochmals mit einer Besatzung versehen. Der regierende Obervogt Pankraz von Stoffeln zu Eigeltingen (1546-50) war bestellt mit 4 Pferden, 2 Torwarten und 4 Wächtern. Es bestand für das württembergische und somit bereits protestantische Tuttlingen die Gefahr, vom Kaiser an die Grafen von Fürstenberg gegeben zu werden, was neben dem Wechsel der Herrschaft einen erneuten Glaubenswechsel bedeutet hätte. Danach wurde von der württembergischen Landesregierung der Honberg als Südfeste vernachlässigt. Er hatte während des Bauernkriegs zum letzten Mal seine Bedeutung als württembergischge Südfeste und als Beobachtungsposten zum Hegau und zur Schweiz erwiesen. Der inzwischen württembergisch gewordene Hohentwiel war ihm in dieser Hinsicht deutlich überlegen. Von Hohentwiel aus ließen sich die Geschehnisse in 7 Städten, 42 Schlössern, 6 Klöstern, 51 Dörfern, 19 Weilern sowie Höfen, Wirtshäusern und einzeln stehenden Gebäuden verfolgen. Damit konnte der Honberg natürlich nicht konkurrieren. Die Besatzung wurde abgezogen, spätestens ab 1554 wohnte nur noch ein einspänniger bürgerlicher Burgvogt auf der Festung. Aus Kostengründen rieten die Rentkammerräte ab, einen Obervogt auf der Festung wohnen zu lassen. Die von der Herrschaft zu tragenden Kosten für Holz- und Wasserfuhren waren zu hoch. Auch 1582 und 1584 wird ein einspänniger Burgvogt genannt. Die Obervögte verlegten ihren Wohnsitz in die Stadt. Der Nachfolger Pankraz von Stoffelns, Hans von Karpfen zu Karpfen und Rietheim, erwarb sich eine private Behausung, die an das alte Stadtschloß angrenzte, das sogenannte Karpfenschloß. Das Schloß aus der Zeit der Stadtgründung scheint also damals bereits baufällig oder unbewohnbar gewesen zu sein. 1582 wurde neben dem alten Stadtschloß der neue herzogliche Fruchtkasten errichtet, das Schloß oder Amtshaus selbst 1592 durch Heinrich Schickhardt neu erbaut , "das ein her auch das nachdt lager darin haben mag". Dieses Schloß diente den folgenden Obervögten als Wohnsitz. Auch als 1612 Herzog Friedrich auf der Durchreise zum Hohentwiel in Tuttlingen abstieg, wohnte er im Stadtschloß, das im Kriegswesen 1634 zerstört wurde. 1604 und 1624 wird auf dem Honberg nochmals für kurze Zeit ein adeliger Obervogt genannt. Trotz erheblicher Mängel diente die Festung auch in den Jahren 1628-33 noch als Wohnsitz des mit drei gerüsteten Pferden bestallten Wilhelm von Berckheim, dem letzten auf Honberg residierenden Obervogt. Wie dem Lagerbuch von 1699 zu entnehmen ist, erfolgten die Holz- und Wasserfuhren in dieser Zeit vermutlich in Frondiensten. Der dreißigjährige Krieg 1618-48 Tuttlingen hatte durch seine exponierte Lage als Exklave Württembergs schon zu Beginn des Krieges erheblich unter Kriegslasten zu leiden. Bereits 1610 zogen Unionstruppen durch die Stadt und hinterließen einen Schaden von 1435 fl 54 kr. Obwohl Tuttlingen relativ häufig Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen war, wird der Honberg in den zeitgenössischen Berichten kaum erwähnt. Die Stadtfestung selbst war mit ihrem doppelten Mauerring sehr gut geschützt und wurde in der Kriegssprache "Kleinbreisach" genannt, während der Honberg nach einem Bericht des Festungsinspektors Böcklin aus dem Jahr 1624 so beschaffen war, daß man allerorts hineinsteigen und die Munition nicht richtig verwahren konnte. Am 8. März 1633 wurde der Honberg im Zuge einer Rückeroberung des von österreichischen Truppen besetzten Tuttlingen durch die Württembergerg in Brand gesteckt und verwüstet. Nachdem der Obervogt den nun unbewohnbaren Honberg verlassen hatte, nisteten sich Kroaten auf der Burg ein und hielten 8 Bürger gefangen. Sie wurden von ihnen auf dem Feld angetroffen und, da die Kroaten nicht in die Stadt gelassen wurden, als Geiseln genommen. Sie forderten 1000 Reichstaler Lösegeld. Falls die Zahlung nicht erfolgen sollte, würden die Bürger vor den Augen der Tuttlinger erschossen und die Mühlen außerhalb der Stadt niedergebrannt. Beim Annahen schwedischer Reiterei ergriffen die Kroaten die Flucht, die acht Bürger wurden freigelassen. Die in der Bürgerschaft bereits gesammelten 500 bis 600 Taler wurden von den Schweden als Belohnung und Ritterzehrung für die vollzogene Rettung gefordert. Die Burg soll zwar ab 1635, als Tuttlingen vom Kaiser an den Grafen Schlick verschenkt war, nochmals eine Besatzung erhalten haben, die aber ohne größere strategische Bedeutung blieb. Die Schlacht bei Tuttlingen (1643) Das wesentliche Ereignis des dreißigjährigen Krieges im süddeutschen Raum erfolgte im November 1643 in der Schlacht bei Tuttlingen, in deren Verlauf die französische Armee empfindlich geschlagen wurde. Die Franzosen, die ihr Hauptquartier in der Stadt und auf dem Honberg eingerichtet hatten, benutzten den um die Martinskirche zwischen Stadt und Honberg liegenden, ummauerten Friedhof, um ihre Kanonen und Artillerie zu lagern. Die kaiserlichen Truppen näherten sich der Stadt am Morgen des 24. November mit einer Vorhut unter Jan de Werth, 1000 Reitern von Sporck, einem Dragonerregiment unter Oberst Gold sowie einer Hundertschaft Kroaten unter Oberst Truckmüller. Der Friedhof wurde auf Befehl Truckmüllers ohne größere Auseinandersetzungen erobert. Der französische Hauptmann und die bei ihm anwesenden Soldaten, die sich in die Kirche zurückzogen, wurden niedergemacht, sie wurden im wahrsten Sinne des Wortes überrascht. Die eroberten Kanonen wurden auf die Stadt gerichtet. Aufgrund des an diesem Tage herrschenden starken Schneefalls und dem lautlosen Anrücken der Truppen realisierten die Franzosen erst nach dem Verlust ihrer gesamten Artillerie, daß die Kaiserlichen die Stadt mit Reiterei berennen ließen. Auch der Honberg wurde gegen 13 Uhr auf Befehl General-Feldmarschall Mercys durch den kurbayerischen Obristen und General-Quartiermeister Georg Friedrich von Holtz berannt und anschließend durch das Fußvolk unter Oberst Gold besetzt. Die französische Besatzung des Honbergs ergab sich ohne Verlust eines einzigen Mannes. Die Offiziere mit den Soldaten wurden gefangen gesetzt. Der Verfasser des "Theatrum Europaeum", einer der Hauptquellen zur Geschichte des dreißigjährigen Krieges, wundert sich über diese kampflose Übergabe: "Welches Schloß (Honberg) doch so vortheilhafftig, daß es leichtlich vor großer Gewalt hätte erhalten werden können". Der Eroberung des Honbergs liegt der wesentliche strategische Fehler der Franzosen zugrunde, ihre gesamten Waffen abseits der Festung auf dem Friedhof zu lagern. Die Liste der gefangenen Franzosen ist überwältigend, unter ihnen finden sich neben General-Leutnant Graf von Rantzau mehrere Obristen der rantzauischen, guebriantschen und weimarischen Armada, sowie ungefähr 6-7000 Soldaten. Das "Verzaichnuß der Stuck und Wägen, so vom Feind bekommen worden" zählt auf: "2 Halbe Carthaunen, 2 darzu gehörige Lauetten. 1 Singerin. 2 Schlangen. 4 Kurtze Falconen in jhren Lauetten. 1 Pöller mit seinen Lauetten. 32 MunitionWägen. 20 KugelWägen. 13 Karrn.", also die gesamte französische Kriegsausrüstung. Zerstörung und Verfall der Festung Obwohl der Honberg auf allen Stichen über die Schlacht bei Tuttlingen sowie dem aus dem gleichen Jahr stammenden Merianschen Kupfer noch unzerstört dargestellt wird, hatte er doch als Festung ausgedient. Das Lagerbuch von 1699 nennt als Datum der Zerstörung des Schlosses das Jahr 1634, was den oben erwähnten Darstellungen und Fakten widerspricht. Eine Notiz in den Tagebüchern des Überlinger kaiserlichen Rats Johann Heinrich von Pflummern könnte eine Zerstörung des Festung in den Jahren 1633/34 bestätigen, er berichtet von Bränden auf der Festung bei der Belagerung Tuttlingens im Jahre 1633.Es ist jedoch nicht auszuschließen, daß es sich bei dieser Jahreszahl um einen Schreibfehler handeln kann und tatsächlich das Jahr 1643 gemeint ist. Das würde einer Zerstörung der Festung während oder nach der Schlacht bei Tuttlingen entsprechen. 1645 zerstörte Konrad Widerholt "die Mauern und Türme um die Stadt samt den Palisaden und was wehrhaft war um die Stadt, damit die Feinde sich nimmer darin aufhalten konnten". Der Honberg wird hier nicht gesondert aufgezählt. Die bisher gültige Meinung, daß die baufällige Festung in diesem Jahr endgültig geschleift wurde, lässt sich aber nicht mehr aufrecht erhalten, vielmehr kam der Honberg durch Vernachlässigung immer mehr in Abgang. . In dem weiten Burghof der Festung wurde Gras angebaut, das von der Kellerei "um Geld den Burgern allda verliehen" wurde. 1676 wurde der untere Teil des auf den Honberg führenden Weges an Jakob Huber, genannt Noß, verpachtet, der ihn in einen Acker umbrach. An den Vertrag war aber die "ußtrückliche bedingnus" geknüpft, daß wenn "über kurz oder lange Zeit besagtes Schloß wieder in Bau und Wesen kommen würde", Huber oder seine Nachkommen das Grundstück gegen Erstattung des Kaufpreises zurückzugeben hätten. Der obere Teil des Weges blieb in herrschaftlichem Besitz. Die Gedanken über den Wiederaufbau währten bei der Herrschaft jedoch nicht allzu lange. Bei der Erbauung des herzoglichen Hüttenwerks Ludwigstal im Jahre 1696 wurde der Honberg auf höheren Befehl als Lieferant für Baumaterial benutzt. Auch die Tuttlinger Bürger bedienten sich dieser billigen Stein- und Holzquelle. So wurde der Honberg mit der Zeit abgetragen. Auch nach dem Stadtbrand 1803 wurde bestimmt mancher Stein vom Berg in die Stadt gebracht. Erst mit der Wiederentdeckung alter Bauwerke im Zuge der Romantik wurde auf Initiative Paul Cornels 1883 die Ruine gesichert und der Zinnenturm errichtet, zehn Jahre später folgte der Haubenturm, so daß der Honberg sein heutiges, typisches Bild erhielt. Versuch einer Liste der Bewohner/Kommandanten des Honbergs
ergänzte Version von: Rainer Knörle: Die württembergische Südfeste Honberg, Tuttlinger Heimatblätter 61, 7-26 (1998).
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